4o Erster Abschnitt.
fluß ans die wechselnden Schicksale des Menschenge-
schlechts gewesen. Sie haben d:e Bevölkerung gegen
Süden zusammengedrängt; mehr, als das Schnee-
gebirge von Sirinagur und Gorka, das Verkehr der
Nationen gestört, und rm Norden unwandelbare
Grenzen gesetzt der Verbreitung milderer Sitten und
Des schaffenden Kunstsinns. — Aber nicht als hin-
dernde Vormauer allein darf die Geschichte die
Ebene von Inner - Asien betrachten. Unheil und
Verwüstung hat sie mehrmals über den Erdkreis ge-
bracht. Hirtenvölker dieser Steppe, die Avaren,
Mongolen, Alanen und Uzen haben die Welt er-
schüttert. Wenn in dem Lauf der Jahrhunderte
frühe Geisieskultur, gleich dem erquickenden Son-
nenlicht, von Osten nach Westen gewandert ist; so
haben späterhin in derselben Richtung Barbarei und
sittliche Rohheit Europa nebelartig zu überziehen
gedroht. Ein braune'r Hirtenstamm, die Hiongun,
bewohnte in ledernen Gezelten die hohe Steppe von
Gobi. Ungestüm brach er hervor aus dem östlichen
Theile von Hinter-Asien, und erschien plötzlich (so
geht die dunkle Sage) als Hunnische Kriegsschaar
erst an der Wolga, dann in Pannonien, dann an
der Loire und an den Ufern des Po, die schön be-
pflanzten Fluren verheerend, wo die bildende
Menschheit Denkmal auf Denkmal gehaust hat.
So wehce aus den mongolischen Wüsten ein verpe-
steter Windeshauch, der auf Cisalpinischen Boden
die zarte langgepflegte Blüthe der Kunst erstickte. —
Von den Salzsteppen Asiens, von den europäischen
Heideländern, die im Sommer mit honigreichen,
röthlichen Blumen prangen, und von den pflanzen-
leeren Wüsten Afrikas kehren wir zu den Ebenen
von Südamerika zurück, deren Gemälde ich bereits
angefangen habe, mit rohen Zügen zu entwerfen. —-
Das Interesse, welches dies Gemälde dem Beob-
achter gewähren kann, ist ein reines Naturinteresse.
Keine Oafe erinnert hier an frühere Bewohner,
kein behauener Stein, kein verwildeter Fruchtbaunr
an den Fleiß untergegangener Geschlechter. Wie
den Schicksalen der Menschen fremd, allein an jdie
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Gorka
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wolga Pannonien Asiens Afrikas
42
Erster Abschnitt.
nenié völlig unbekannt. Kein Völkerstamm wußte
die Vortheile zu benutzen, welche die Natur auch
in dieser Hinsicht dargeboten hatte. Zwei Arten em¿
heimischer Rinder weiden in den Grasfluren von
West-Canada, und um die kolossalen Trümmer des
Azteken-Pallastes, der, ein amerikanisches Pal-
myra., sich verlassen in der Einöde am Gyla-Flusse
erhebt. Der langhörnige Mouflon, der Stammva-
ter- des Schaafes, schwärmt auf den dürren und
nackten Kalkfelsen von Californien umher. Der süd-
lichen Halbinsel sind die kameelartigen Vicunnas,
di«? Alpacas und Lamas eigenthümlich. Aber ale
di ese nutzbaren Thiere haben, das Lama abgerechnet,
Jahrtausende lang ihre natürliche Freiheit bewahrt.
Denn Genuß von Milch und Käse ist, wie der Besitz
und die Kultur mehlreicher Grasarten, ein charak-
teristisches Unterscheidungszeichen der Nationen des
alten Welttheils. — Blieb das Hirtenleben, diese
wohlthätige mittelste Stufe, welche nomadische Jä-
ger-horden an den grasreichen Boden fesselt, und
gleichfalls zum Ackerbau vorbereitet, den Urvölkern
Amerikas unbekannt; so liegt in dieser Unbekar.nt-
fchafr selbst der Grund von der Menschenleere der
Südamerikanischen Steppe. Desto freier haben sich
m ihr die Naturkräfte in mannichfaltigen Thierge-
stalten entwickelt; srei, und nur durch sich selbst
beschränkt, wie das Pflanzenleben in den Wäldern
am Orinoco, wo dem riesenstämmigen Lorbeer nie
die verheerende Hand des Menschen, sondern nur
der üppige Andrang schlingender Gewächse drohet.
Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte
Armadillo, welche rattenartig den unterirdischen
Haasen in ferner Höhle aufschrecken; Heerden trä-
ger Chiguires, schön gestreifte Viverren, welche
die Luft verpesten; der große ungemähnte Löwe;
brasilianische Tiger, die den jungen selbst erlegten
Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und
viele andere Thiere durchirren die baumlose Ebe-
ne. — Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine
der nomadischen Völkerhorden, die ohne dies (nach
indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Ortsnamen: West-Canada Gyla-Flusse Californien Amerikas Orinoco
Natur- und Länderbeschreibung. 45
fesseln können, stände nicht hie und da die Facher-
Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor-
züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein
ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne
Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben
Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst-
lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der
Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der
Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben-
den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt.
Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu
häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht
auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen
hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die
Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor-
boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih-
rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei-
statt, welche sie vor jedem Angriff sichert.
Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich-
faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der
männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus-
bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago-
artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei-
den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes
ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau-
nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth-
lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang
und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine
verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach
völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher
im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir
auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung
(gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile
beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an
einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung
-es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen
bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen
-er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst
hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut.
Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-'
westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Natur- und Landerbeschreibung. 49
schlechter der Menschen. Durch wunderbare Verschie-
denheit der Sprachen gesondert, sind einige noma-
disch, dem Ackerbau fremd, Ameisen, Gummi und
Erde genießend, ein Auswurf der Menschheit, wie
die Ottomaken und Jaruren; andere angesiedelt, von
selbst erzielten Früchten genährt, verständig und
sanfterer Sitten, wie die Maquiritarer und Makos.
Große Räume zwischen dem Cassiqumre und dem
Atabago sind nur vom Tapie und von geselligen Af-
fen, nicht von Menschen, bewohnt. In Felsen ge-
grabene Bilder beweisen, daß einst auch diese Einöde
der Sitz höherer Cultur war. Sie zeugen für die
wechselnden Schicksale der Völker, wie die Form
biegsamer Sprachen, die zu den unauslöschlichsten
Denkmälern der Menschheit gehören. — Wenn aber
in der Steppe Tiger und Krokodtlle mit Pferden und
Rindern kämpften; so sehen wir dagegen an ihrem
waldigen Ufer, in den Wildnissen der Guayana,
ewig den Menschen gegen den Menschen gerüstet.
Mit unnatürlicher Begier trinken hier ganze Volker-
stamme das ausgesogne Blut ihres Feindes ; andere
würgen ihn, scheinbar waffenlos, und doch zum
Morde vorbereitet, mit vergiftetem Daum-Nagel.
Die schwächer« Horden, wenn sie das sandige Ufer
betreten, vertilgen sorgsam mit den Händen die Spur
ihrer schüchternen Tritte. So bereitet der Mensch auf
der untersten Stufe thierischer Rohheit, so im Schein-
glanze seiner höhern Bildung sich stets ein mühevol-
les Leben. So verfolgt den Wanderer über den wei-
ten Erdkreis, über Meer und Land, wre den Ge-
schichtsforscher durch alle Jahrhunderte, das ein-
förmige, trostlose Bild des entzweiten Geschlechts.
Darum versinkt, wer im ungeschlichteten Zwlst der
Völker nach gelstiger Ruhe strebt, gern der Blick in
das stille Leben der Pflanzen, und in der heiligen Na-
turkraft inneres Wirken; oder hingegeben dem ange-
stammten Triebe, der feit Jahrtausenden der Men-
schen Brust durchglüht, blickt er ahndungsvoll auf-
wärts zu den hohen Gestirnen, welche im ungestör-
ten Einklang die alte ewige Bahn vollenden.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
211
Historische Darstellung.
kanttt geblieben war, und sich auch hier noch eine
Zeit lang unter der Masse der Abentheurer dieser
Art verlohr. Sein Nahme war höchstens den See-
fahrern seiner Nation bekannt, und noch durch nichts
berühmt, da er als Weltenentdecker auftrat, und
durch das, was er verhieß, noch mehr aber durch
das, was er leistete, schnell einen so hohen Grad
von Merkwürdigkeit erlangte. Seine ersten Lehr-
jähre verlebte er, nach damaliger Gewohnheit, auf
venetianischen Handelsschiffen, welche die Hasen
des Mittelländischen Meeres besuchten. Bald aber
ermüdete sein thätiger Geist in der Einförmigkeit
dieses Kreislaufs, und nun wagte er sich auf die
höhere Schule der damaligen Seefahrer, die Schiff-
fahrt auf dem Nordischen Meere.
Im Jahre 1464 finden wir ihn an den Küsten
von Island, welche damals, besonders von den
Engländern, der Fischerei wegen, schon von Zert zu
Zerr besucht wurden. Er segelte selbst nach jenseits
der Insel, einige Grade über den Polarzirkel, hin-
aus ; und entwickelte auch hier schon seine Anlagen
zu einem kühnen und geschickten Seefahrer. — —
Nach seiner Zurückkunst gesellte er sich zu ei-
nem Verwandten gleiches Namens, der ein kleines
Geschwader auf eigne Kosten unterhielt, und damit
bald gegen, die Mubamedaner, bald gegen die Ve-
neriancr kreuzte« Bei diesen Streifzügen, die, in
der damaligen Zeit, für eben so rechtmäßig und
rühmlich gehalten wurden, als sie Gefahr und Mühe
belohnend waren — fand er mannigfaltige Gele-
genheit, seine Talente, als Seefahrer und als Krie-
ger, auszubilden, auch ein kleines Vermögen zu er-
werben. Doch sein Schicksal entriß ihn, schon nach
einigen Jahren, dieser Verbindung, um ihn seiner
höhern Bestimmung näher zu rücken. — In einem
hartnäckigen Gefechte mit einigen sehr reich belade-
nen, aus den Niederlanden zurückkehrenden Schif-
fen, gerieth das Fahrzeug, worauf sich Colombo
befand, — eben, alo es im Begriff war zu entern —
in Brand. — Das schnelle Umsichgreifen der Flam-
me schien das Schiff und die Mannschaft einem un*
' O 2
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Island Niederlanden Colombo
24o Siebenter Abschnitt.
er sich vielmehr, durch Mäßigung, Weisheit und
Milde ihr Vertrauen wieder zu gewinnen und zu
defesiigen. Auch hatte er die Genugthuung, seine
Bemühungen durch den besten Erfolg gekrönt zu
sehen.
Zugleich ergriff er, ohne Verzug, die nöthigen
Maßregeln, um eine zweite größere Colonie einzu-
richten, und ihr eine dauernde Existenz zu sichern.
Die Wirkung dieses Bemühens war: eine befestigte
Stadt, der er, der Königin von Castilien zu Ehren,
den Namen Isabelle beilegte. In dieser Zeit hatte
sich bereits ein Geist der Unzufriedenheit unter einem
großen Theile der neuen Colonisten verbreitet, und
Colombo manche Besorgnisse und Verdrießlichkeiten
erregt. Die meisten hatten die alte Welt verlassen,
um in der neuen ohne Arbeit und Mühe große
Schätze zu finden, und — fanden nun weit beschwer-
lichere Mühe und Arbeit, als sie in der alten zu
ertragen gewohnt waren. Die Schatze sollten erst
größtentheils noch, durch Gefahren und Anstren-
gungen, entdeckt, oder durch anhaltende Arbeit der
Erde abgewonnen werden. Nach gemeiner Men-
schen Weise bürdeten sie Colombo die Schuld der
Täuschung auf, die ihre eigne Trägheit, Unwissen-
heit und Habsucht ihnen verursacht hatte. Es ent-
standen Meutereien, die der Admiral nur durch An-
wendung seiner ganzen Klugheit und Autorität un-
terdrücken konnte; die ihm aber doch nicht abhiel-
ten, nachdem er hier sein Geschäft vollendet hatte,
seine Entdeckungsreisen weiter fortzusetzen. Bei sei-
ner Abreise übertrug er die Regierung der neuen
Colonie seinem jünger« Bruder, Diego, den er zum
Gouverneur der Stadt Isabelle ernannte. Fünf
Monate lang dauerte diese Reise, auf der er mit
jeder Art der Mühseligkeiten zu kämpfen hatte, ohne
eine wichtigere Entdeckung, als die der Insel Ja-
maica, zu machen. Nach unablässiger Anstren-
gung und mannichfaltigen Gefahren, hatte er am
Ende auch noch mit Mangel und Hungersnoth zu
kämpfen. Nie entwickelten sich seine vielfachen Ta-
lente, zeigte sich sein Muth, seine Geistesgegenwart
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Isabelle Diego Isabelle Muth
2i4 Siebenter Abschnitt.
als man damals zu segeln pflegte, hatte ein künst-
lich geschnitztes, durch den Westwind herbei getrie-
benes Stück Holz in der See schwimmend gefunden.
Ein ähnliches Stück Holz hatte Colombo's Schwa-
ger an der Westküste von Madeira aufgegriffen.
Eben da fand man auch, durch denselben Wind her-
beigetrieben, große abgeschnittene Röhre. An den
Küsten der Azoren wurden, ebenfalls durch anhal-
tenden Westwind, ganze, mit den Wurzeln ausge-
rissene Baume, einst auch sogar zwei Menschenkör-
per von völlig unbekannter Gestalt und Bildung
angetrieben. — Hierzu kamen die Beobachtungen,
die Colombo selbst auf seinen Fahrten über die Rich-
tung und Wechsel der Winde gemacht hatte, und
die ihm, nach seiner Erfahrung, für einen nicht
minder wichtigen Beweis galten, daß, nicht fern
nach Westen zu, ein bisher Unbekanntesland vor-
handen seyn müsse. — So schien, nach den Kennt-
nissen der damaligen Zeit, mit Grunde nichts da-
gegen eingewandt werden zu können, daß jenes nicht
lehr entfernte westwärts liegende Land Indien sey,
und daß man folglich, durch Segeln nach Westen zu,
nach Indien müsse gelangen können. — Nun hat-
ten die Portugiesen, in einem steten Kampfe mit
unsäglichen Schwierigkeiten, mehr als ein halbes
Jahrhundert zugebracht, auf einer südöstlichen Fahrt
den Weg nach diesem gelobten Lande zu findeny und
noch war es ihnen nicht gelungen, nur bis an die
äußerste Spitze von Afrika vorzudringen. Gelang
ihnen dies aber auch, so war doch klar, daß der
Weg, den sie hier finden würden, sehr lang, und
nach der damaligen Art zu segeln, sehr gefahrvoll
seyn müsse. — Eine Fahrt gegen Westen zu, queer
über das Meer, mußte, zu eben dem Ziele, einen
weit nähern und sicherern Weg darbieten, und die
Erforschung dieses Wegs ein eben.so verdienstliches
und belohnendes Unternehmen seyn. Nachdem lan-
ges und oft wiederholtes Durchdenken diese Ideen-
verbittdung bei Colombo zur umumstößlichstcn Ue-
berzeugung erhoben hatte, erzeugte sich nun auch der
eben so felsenfeste Entschluß, sie durch die Ausfüh-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Colombo Kennt- Indien Indien Afrika Colombo
Reden.
353
Absichten, deren Entstehung und Verbindung er
weiß, von denen er sich und andern Rechenschaft
geben kann! Wie viel mehr muß nicht eine einzige
gute That des Menschen werth seyn, als der ganze
wohlthätige Einfluß, den die Sonne, ihrer selbst,
und ihrer Wirkungen unbewußt, über ganze Welten
verbreitet!
Thätigkeit, die mannichfaltigste, unermü-
deteste Thätigkeit, ist ein dritter charakteristischer
Zug des Menschen, ein dritter Grund seiner Würde.
Freilich ist alles ttj der Natur in unaufhörlicher Be-
wegung und Wirksamkeit; das Leblose wie das Le-
bendige, di-e thierische wie die vernünftige Welt.
Alles ist und hat Kraft, und jede Kraft wirket das,
was sie wirken kann und soll. Gänzliche Unthätig-
keit, unbewegliche Trägheit, völliger Tod scheinen
aus der Schöpfung Gottes verbannet zu seyn. Aber
wo finden wir größere und mannichfaltigere Thätig-
keit, als bei den Menschen? Und wo Thätigkeit
mit Bewußtseyn, mit Ueberlegung, mit Absichten,
als nur bei ihm? Wann höret der menschliche Geist
auf, zu denken? Und wie schnell, wie zahllos fol-
gen seine Gedanken auf einander! Wann höret er
auf, Veränderungen in sich und außer sich hervor-
zubringen? und wie mannichfaltig, wie groß, sind
nicht diese Veränderungen! Wie viel Gutes, wie
viel Böses,'wie viel Gemeinnütziges, wie viel Ge-
meinschädliches, bringt nicht oft Ein Gedanke, Ein
Wort, Ein Blick, Eine Miene, Eine Bewegung des'
Menschen hervor! Und wie weit, wie unermeßlich
weit verbreitet sich nicht der Einfluß dessen, was er
thut, der Zeit und dem Raume nach!------------Wie
verschieden, wie zusammengesetzt, wie verwickelt^
wie viel umfassend, wie weit aussehend sind nicht'
oft seine Geschäfte und Unternehmungen! Was
bringt, was zieht, was zwingt er nicht alles in die
Sphäre seiner Wirksamkeit! Was ist, was ge-
schieht, woran er nicht auf tausenderlei Art Theil
nähme, woran er nichtseine körperlichen, oder seine
Geisteskräfte übte!-------Und welche Hindernisse,
welche Schwierigkeiten können ihn dabei schlechter-
Ii o
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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126
ganz sicheres und untrügliches Kennzeichen gegeben: — es
besteht in der öffentlichen Meinung, welche von der Ge-
sammtheit ausgeht. Wirth.
27. Einer Nation auf den ganz ungehinderten Stamm
ihrer Empfindungen eine neue Lehre und Denkart aufzwingen
wollen, ohne daß sich jene mit dieser im mindesten mischen,
ist meistens unnütz, oft auch schädlich. Herder.
28. Es ist eine alte ewige Bemerkung, daß die würdigsten
Erleuchter und Besserer der Welt nicht sogleich wirkten, oft
lebenslang verkannt wurden, und nach Jahrhunderten blühte erst
ihr Ruhm hervor. Dcrs.
29. Die Vorsehung ist die beste Bekehrerin der Völker;
sie ändert Zeiten, Denkarten, Sitten, wie sie Himmel und Erde
ändert. Ders.
30. Sokrates vor seinen Richtern verglich die weise Stadt
Athen mit einer Gesellschaft von Kindern, denen er ihre Nä-
schereien nehmen wollte, und sie also sämmtlich zu Feinden
hatte. Ders.
31. Scepter brechen, Waffen rosten, der Arm der Helden
verweset: was in den Geist gelegt ist, das ist ewig I. v. Müller.
66.
9.
1. Keiner ist bestellt sich selbst zu richten; denn selten
schätzt er recht, was er gethan, und was er thut, weiß er fast
nie zu schätzen. Göthe.
2. Im Raume wirken große Männer selten einträchtig
und gemeinschaftlich, aber in den Zeiten reichen sie sich alle
die Hände aus der hohen Geisterwelt herunter zu einem Bau.
I. Paul.
3. Niemand wage es, mit der hemmenden Gewalt so
vieler Hindernisse sich zu entschuldigen, wenn ihm sein eigenes
Gewissen einen Stillstand im Guten zum Vorwurf macht; eigne
Nachlässigkeit ist und bleibt die Hauptursache desselben; mehr
oder weniger sind wir allezeit selbst Schuld daran, wenn wir
in unserer Besserung zurück bleiben. Reinhard.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
444
Qualen sind der Lohn, welcher deiner im Alter wartet! Undank-
barer, als gegen einen Belisar, verfährt gegen manches Helden-
roß der Mensch. Der Sporn har mit Narben die Seiten des
Pferdes bedeckt, seine Schenkel sind angelaufen, die Fesseln
steif von angestrengter Arbeit, die Hufe durch die Nägel zerris-
sen; durch die Zügel, mit denen eine harte Hand es leitete,
der Mund erschlafft. Zum elenden Gerippe hat das Alter es
abgezehrt, das Feuer seiner Augen ist erloschen, lebensmüde
senkt es sein Haupt. Und dennoch wird ihm keine Ruhe ver-
gönnt, nicht die freundlichen Winke des Reiters leiten es mehr,
eine rohe Hand fesselt es an, einen schweren Karren und führt
die Peitsche mit grausamer Übung. Kaum vermag es noch im
düstern, von Spinnengeweben ausgekleideten Stall aus moderi-
ger Krippe sein hartes Futter zu zermalmen. Nur ein schmach-
voller Tod erlös't es von seinen Leiden.
N. Meyer.
Die Dichter aller Zeiten haben das Pferd in ihren Gesängen ver-
herrlicht, denn an dem edlen Thiere verschwendete die Natur ihre schön-
sten Gaben — Gestalt, Kraft, Muth, Schnelligkeit.
Wie mußten die Menschen der Vorzeit den Verwegenen anstaunen,
der sich zuerst auf des Rosses Rücken schwang und mit Windesschnelle
dahin flog. Dem uncrfahrnen Naturmenschen mußte diese fremdartige
zwiefache Gestalt wie ein höheres Wesen und unendlich furchtbar er-
scheinen. Der erste Reiter wurde so zum Heros.
Das Pferd scheint ursprünglich nur in einem Lande einheimisch
gewesen zu sein. Krieg, Völkerwanderung, Handel haben es nach allen
Zonen verbreitet. Wahrscheinlich stammt es ans Arabien, einem
Lande, wo cs noch jetzt am vollkommensten vorhanden ist; wo man noch
jetzt mit religiöser Gewissenhaftigkeit darüber wacht, daß nicht fremdes
Blut die Nachkommenschaft jener fünf Pferde ciuadle, die den Prophe-
ten und seine vier Gefährten in der Nacht ans ihrer Flucht von Mekka
nach Medina trugen. Die Abstaminung überwachen richterliche Zeug-
nisse. Und obgleich die Araber bei andern Gelegenheiten kein Beden-
ken tragen, einen falschen Eid zu schwören, so ist doch kein Beispiel
bekannt, daß über die Abstammung jener Pferde ein falsches Zeugniß
unterschrieben worden sei; sie fürchten durch diese Verletzung der Wahr-
heit die Rache des Himmels über ihre Familie zu ziehen.
E. d'alton.
314. Nützliche und schädliche Thiere.
Zn den urdenklichen Zeiten, wo die Ausbreitung und Ci-
vilisation des Menschengeschlechts die Oberfläche unserer Erde
noch nicht gewaltsam verändert hatte, gab es wol im Reiche der
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